Wiesbaden. Der Generalkonsul der Republik Kroatien, Herr Josip Špoljarić, besuchte am Dienstag, den 17. September die Landeszentrale der Arbeitsgemeinschaft der kommunalen Ausländerbeiräte in Hessen (AGAH). Den hohen Gast aus dem Frankfurter Generalkonsulat begrüßte die Leiterin der Geschäftsstelle, Frau Ulrike Foraci und sie stellte ihm die Arbeit der Arbeitsgemeinschaft vor. Die AGAH vertritt gegenüber Landesregierung, Landtag, Parteien und Öffentlichkeit die besonderen Belange der ausländischen Bevölkerung und arbeitet mit anderen Interessengruppen zusammen. Zielsetzung ist es, mit Initiativen, Stellungnahmen und Eingaben die gesellschaftliche und rechtliche Situation der Migrant/innen in Hessen zu verbessern, die Integration zu fördern und Diskriminierung und Rassismus entgegenzuwirken.
Der stellvertretende Vorsitzende der AGAH, Julius Gomes, erklärte die Rolle der Ausländerbeiräte in Hessen, die als freiwillige Gremien der Hessischen Gemeindeordnung (HGO) unterliegen und in der Hessischen Landkreisordnung (HKO) verankert sind.
Der gemeinnützige Verein AGAH führt den vollen Namen “Arbeitsgemeinschaft der Ausländerbeiräte Hessens (AGAH) – Landesausländer/innenbeirat e.V.” und ist das Vertretungsorgan der ausländischen Bevölkerung Hessens auf Landesebene und dient der politischen Meinungsbildung und Willensartikulation der ausländischen Einwohner/innen in Hessen mit dem Ziel, die politische, rechtliche und gesellschaftliche Gleichstellung von deutschen Staatsangehörigen und AusländerInnen herzustellen.
Den Herausforderungen, die die konstruktive Zusammenarbeit und Verständigung zwischen hessischen Einwohner/innen unterschiedlicher Herkunft nach sich zieht, wird auch durch eigene Projekte und Projektunterstützung der Mitglieder begegnet.
Die hessische Gesellschaft ist von Vielfalt geprägt. Dennoch werden Menschen wegen ihrer Hautfarbe, ihrer ethnischen Herkunft, ihrer Religionszugehörigkeit oder aber wegen anderer sogenannter “Merkmale” tagtäglich diskriminiert. Deshalb soll ein Netzwerk gegen Diskriminierung in Hessen organisiert werden – erläutete der Projektleiter Marc Phillip Nogueira seine Aufgabe. Über 70 hessische Organisationen sind bereits zusammengeschlossen mit dem Ziel, gegen Diskriminierung in Hessen vorzugehen. Auch von Seiten der Kroatischen Kulturgemeinschaft e.V. in Wiesbaden sind Anstrengungen unternommen worden, um benachteiligende Strukturen kenntlich zu machen, aber ohne die Möglichkeit zu haben, den Betroffenen Auswege zu zeigen, wie man sich gegen Ungleichbehandlung zur Wehr zu setzt. Deshalb wurde in einer Veranstaltung am 13. Januar 2011 in Wiesbaden der Themenkomplex Migration und Gesundheit ausgearbeitet, erläuterte Ivica Košak, Vorsitzender der Kroatischen Kulturgemeinschaft. – Die Migrationserfahrung ist für die meisten Migranten eine einschneidende Erfahrung, die das Leben des Einzelnen für immer prägen wird. Die Heimat gezwungen oder freiwillig zu verlassen und sich in der neuen Gesellschaft einzuleben erfordern oft die Überwindung vorhandener Barrieren und die emotionale Bewältigung von neuen Herausforderungen. Dazu kommt die Verarbeitung der damit verbundenen Trauer- und Loslöse-Prozesse. Dies alles verlangt eine große Kraftanstrengung und Stärke, was Einfluss auf die körperliche, emotionale und psychische Gesundheit haben kann. Daneben sind weitere Faktoren wie die sozioökonomische Position, die ethnisch-kulturellen und geschlechtsspezifischen Einstellungen und Erfahrungen wichtig für die Gesundheit, denn die Erfahrungen von sozialer Ungleichheit, Ungerechtigkeit, Rassismus und Diskriminierung greifen in den körperlichen und seelischen Nahbereich des Menschen ein und beschränken seine Möglichkeiten zur individuellen Lebensgestaltung und gesellschaftlichen Partizipation.
Wir brauchen hier mehr Zusammenarbeit, fachübergreifend aber auch interkulturell und natürlich vernetzt – fügte Herr Košak zu.
Herr Špoljarić sagte die Unterstützung der diplomatischen Vertretung des Landes Kroatien zum besseren Informationsaustausch zwischen den ca. 35 Tausend lebenden Kroatinnen und Kroaten im Bundesland Hessen zu.
Frau Ulrike Bargon, Referentin und Rechtsanwältin in der AGAH-Geschäftsstelle erläutete, dass die doppelte Staatsangehörigkeit jetzt auch für Kroaten/innen wie auch für alle andere EU-Bürger/innen möglich ist. Grundsätzlich können sich ab jetzt alle EU-Bürger/innen einbürgern lassen, ohne ihre bisherige Staatsangehörigkeit aufgeben zu müssen. Als Besonderheit gilt dabei, dass nur ausländische Einwohner, auch Unionsbürger, ihren Ausländerbeirat wählen können, nicht aber die deutsch-ausländischen Doppelstaatler.
Alle Gemeinden, in denen mehr als 1000 ausländische Einwohner gemeldet sind, sind verpflichtet, eine Ausländerbeiratswahl durchzuführen. Die nächste Wahl findet an einem Sonntag im November 2015 statt.