Minister Schneider: Höhere Bildungsabschlüsse auf dem Vormarsch, Geringqualifizierte werden weiter abgehängt
Sozialminister Guntram Schneider hat neueste Zahlen zur Lebenslage junger Erwachsener in NRW zwischen 18 und 29 Jahren vorgestellt. „Erfreulich ist, dass es deutlich mehr junge Menschen mit höheren Schulabschlüssen gibt als noch vor einigen Jahren. Gleichzeitig steigt aber für die gering qualifizierten jungen Erwachsenen das Armutsrisiko“, sagte Schneider.
39,0 Prozent der jungen Männer hatten im Jahr 2012 die Fachhochschul- oder Hochschulreife (2005: 35,9 Prozent) und 48,9 Prozent der jungen Frauen (2005: 41,1 Prozent). Der Anteil der jungen Männer mit Hauptschulabschluss ist von 25,3 auf 21,7 Prozent zurückgegangen, (Frauen von 18,0 auf 14,2 Prozent). Noch deutlicher ist der Trend bei den gleichaltrigen Migrantinnen und Migranten: Bei ihnen ist der Anteil mit Fachhochschul- bzw. Hochschulreife von 28,7 auf 35,3 Prozent gestiegen, der Anteil mit Hauptschulabschluss von 31,3 auf 24,0 gesunken.
„Insbesondere vor diesem Hintergrund kann ich nicht verstehen, warum sich Unternehmen über mangelnde Qualifikation von Schulabgängern beklagen“, sagte der Minister. „Künftig kommt es auf jeden einzelnen jungen Menschen an. Die Unternehmen sollten die Potentiale der jungen Leute erkennen und ihnen eine Chance geben.“ Ende 2012 lebten in NRW rund 2,6 Millionen junge Erwachsene zwischen 18 und 29 Jahren (14,4 Prozent der Gesamtbevölkerung). Berechnungen zufolge wird ihre Zahl auf 2,0 Millionen im Jahr 2030 zurückgehen und auf 1,9 Millionen in 2040 (Anteil: 11,7 Prozent).
„Eine gute schulische und berufliche Bildung ist letztlich auch ein Schutz gegen unsichere Beschäftigungsverhältnisse und Erwerbslosigkeit“, so Schneider. So zeigen sich gerade bei der atypischen Beschäftigung (Teilzeit, geringfügige Jobs und Befristungen) deutliche Unterschiede nach Qualifikationsstufen: Bei den gering qualifizierten jungen Erwachsenen beträgt der Anteil dieser Beschäftigungsformen mehr als die Hälfte und ist weiter gestiegen (von 51,7 Prozent im Jahr 2005 auf 52,3 Prozent in 2012). Bei den Qualifizierten und hoch Qualifizierten ist er dagegen gesunken (von 32,3 auf 29,4 Prozent bzw. von 39,5 auf 31,4 Prozent).
Überdeutlich wird der Unterschied bei den Erwerbslosenquoten: Bei den gering qualifizierten jungen Erwachsenen sind diese 2012 mit 32,4 Prozent nach wie vor sehr hoch. Allerdings gab es gegenüber 2005 einen leichten Rückgang um 4,7 Prozentpunkte. Dagegen hat sich die Erwerbslosenquote bei den Qualifizierten nahezu halbiert (von 12,7 auf 6,5 Prozent) – und bei den Hochqualifizierten sogar von 6,1 auf 1,8 Prozent reduziert.
Über alle Qualifikationsgruppen hinweg fällt auf, dass bei den jungen Erwachsenen die befristete Beschäftigung eine große Rolle spielt:
21,5 Prozent von ihnen haben ein befristetes Arbeitsverhältnis, bei den über 30-Jährigen nur sechs Prozent. Minister Schneider: „Diese berufliche Unsicherheit trägt offenbar dazu bei, dass weniger junge Erwachsene bereit sind, eine Familie zu gründen.“ Von 2005 bis 2012 ist der Anteil unter 30-jähriger Männer, die in einer Paarbeziehung mit einem oder mehreren Kindern leben, von 8,3 auf 6,6 Prozent gesunken; bei den Frauen sogar von 16,8 auf 13,1 Prozent.
Die Kurzanalyse „Lebenslage junger Erwachsener“ ist Teil der Sozialberichterstattung NRW, im Internet zu finden unter www.sozialberichte.nrw.de