Seine dalmatinische Erziehung erlaubte ihm nicht zu akzeptieren, dass seine Frau in Diskotheken und in Urlaub allein geht…
Im Jahr 1989 kam er aus Kroatien nach Deutschland nur mit der Gitarre in der Hand. Sein Großvater ist Deutscher, Großmutter Kroatin, Mutter Sinti und er, Drago Riter (49), behauptet von sich, Kroate zu sein. – Ich fühle mich wie Kroate und origineller Dalmatiner, da ich in Šibenik aufgewachsen bin. Dort leben noch heute meine zwei Brüder und die Schwester in Split, erklärt Drago, sich mit Nostalgie, Freude und Trauer an seine Jugend in Šibenik erinnernd. Traurig fühlt er sich wegen des zu früh verstorbenen kroatischen Musikers Dino Dvornik, mit dem er befreundet war. – Von Dino wusste man damals sehr wenig. Als er uns zum ersten Mal seine Musik vorspielte, glaubten wir, dass er kein Publikum dafür findet. Er hat es aber geschafft. Er war ein guter Mensch und der Ruhm stieg ihm nicht zu Kopf – sagt Drago. In Šibenik beschäftigte er sich neben Musik auch mit Bodybuilding und gewann den dritten Platz in der Leichtgewichtsklasse
Sieben Kinder
Nach seiner Auswanderung nach Köln heiratete er eine Deutsche. Sie bekamen die Tochter Jolanda, aber die Ehe scheiterte. – Dalmatinische und kölsche Mentalität stellen zwei unterschiedliche Welten dar. Die erste Ehefrau wollte allein Diskotheken besuchen, allein auf Urlaub fahren,… Meine dalmatinische Erziehung und männliches Ego konnte das nicht akzeptieren – lacht Drago. Er ließ sich scheiden und lernte bald darauf die Kroatin Ela kennen, die er heiratete. Mit ihr hat er sechs Kinder. Die Kinder benannte er nach seinen Urgroßvätern, Großvätern- und Müttern: Imre (20), Zihrid (18), Gustav David (17), Hilda (16), Izabel (15) und Suzana (9). -Ich hatte keinen Fernseher, so habe ich Kinder gemacht – lacht er. Sein Sohn Gustav David spielt Gitarre in seiner Band, die aus sieben Spitzenmusikern besteht. In den Musikkreisen in Köln wird er der neue Carlos Santana genannt. Sie spielen Rock, Jazz, Blues, italienische, spanische und dalmatinische Chansons und Zigeunermusik.
Leben ist ein Kampf
Drago Riter suchte sein Glück auch als Schauspieler. Er bekam eine Rolle in einem deutschen Kurzfilm über das Leben der armen Zigeuner, die mit dem Eisensammeln auf Deponien ihr Brot verdienen und trotz der so schwierigen Lebensumstände lachend und singend durchs Leben gehen. – Das Leben ist ein Kampf, das man lachend und singend führen muss. Bei meinen Auftritten will ich die Menschen unterhalten, zum Lachen und zum Singen bringen. Wenn ich es schaffe, fühle ich mich glücklich – sagt Drago Riter, hinzufügend, dass all denjenigen, in denen etwas Zigeunerblut steckt, die Musik in den Adern fließt, und dass sie singend zur Welt kommen und sterben. Über das Leben dieses leidenschaftlichen Musikers nimmt sich WDR vor, einen Dokumentarfilm zu drehen. Es wird in Šibenik aber auch in Köln gedreht, da diese Stadt für Drago Riter zum zweiten Heim wurde.
Text: Marijana Dokoza