„Gegen die kroatische Armee wird von jugoslawischen Nationalisten in Politik und Medien Einfluss genommen“
„Obwohl unsere Auswanderer eine treibende Kraft Kroatiens sein könnten, sind sie heutzutage in der Heimat an den Rand gedrängt und werden ausgegrenzt“
Željko Glasnović, kroatischer General im Ruhestand, ist für viele ein geschätzter Offizier der kroatischen Streitkräfte (Kroatische Armee-HV und Kroatischer Verteidigungsrat-HVO) während des Bürgerkriegs. Sein Mut und seine Verdienste bringen ihn auf Augenhöhe mit General Ante Gotovina. Bevor er 1991 zur kroatischen Armee kam, war General Glasnović, genau wie General Gotovina, Mitglied der französischen Fremdenlegion. In Kanada, wo er bis zum Eintritt in die französische Fremdenlegion lebte, arbeitete er zehn Jahre lang bei der Kriminalpolizei und fünf Jahre als Berufssoldat. Mit General Glasnović haben wir über aktuelle, politische Themen gesprochen, unter anderem über den von Predrag Matić, Minister der kroatischen Verteidiger, aufgerollten Fall zum Bezug der Militärpension in zwei Staaten (Kroatien und Bosnien und Herzegowina). Gleich zu Beginn des Gespräches sagt General Glasnović, dass in einer Zeit der immer schlechteren Wirtschaftslage Kroatiens, die regierende Partei, und ihr wohl gesonnenen Medien, die Aufmerksamkeit auf nebensächliche Themen lenken. Es werden Probleme geschaffen, wo es keine gibt, statt an der Lösung tiefgreifender Probleme zu arbeiten. Dabei unterstreicht er, dass alle militärischen Pensionen des Kroatischen Verteidigungsrates (HVO) im Einklang mit dem Gesetz und Abkommen zwischen Kroatien und Bosnien und Herzegowina stehen.
Ohne den Kroatischen Verteidigungsrat gäbe es heute kein Kroatien“
„Meine gesamte Pension als Generalmajor, der zweimal verletzt wurde, ist auf dem Niveau der Pension anderer Generale. Die Aussagen des Ministers gegen den Kroatischen Verteidigungsrat, der Rat der im Krieg zwei Länder – Kroatien und Bosnien und Herzegowina – verteidigt hat, ist nur Teil einer Kampagne, mit der man die Soldaten des Kroatischen Verteidigungsrates ins falsche Licht rücken will. Ich behaupte, und dafür übernehme ich die volle Verantwortung, dass es ohne den Kroatischen Verteidigungsrat heute kein Kroatien gäbe. Denn Kroatien wurde unter anderem bei Livno im Neretvatal, im mittleren Bosnien und im bosnischen Savatal bei Posavina verteidigt. Bei der Verteidigung der dortigen Bevölkerung und des Landes sind etwa 7.500 Soldaten des Kroatischen Verteidigungsrates ums Leben gekommen.“
FeniX: Um was für eine Kampagne geht es und wer führt sie an? „Es handelt sich um eine Kampagne gegen den Kroatischen Verteidigungsrat, die in der Politik und den Medien von Jugoslawischen Nationalisten betrieben wird. Die Tatsache, dass der kroatische Staat heute die Pensionen für mehr als 40.000 ehemalige Partisanen des zweiten Weltkrieg auszahlt, wundert sie nicht. Genauso wenig, wie es um die Gesetzmäßigkeit dieser Pensionen bestellt ist. Die Tatsache, dass 63% aller getöteten Soldaten der kroatischen Armee (HV) aus Bosnien-Herzegowina stammen, würden sie am liebsten vertuschen. Tatsache ist, dass im letzten Kriegsjahr, vom Zeitpunkt der Operation Cincar (die Befreiung von Kupres) bis hin zur Operation Južni potez (der südliche Streifen) im Oktober 1995 und zur Einstellung der Kriegshandlung in Manjača, 20 km südlich von Banja Luka, insgesamt 23.000 Soldaten der kroatischen Streitkräfte (Kroatische Armee HV und Kroatischer Verteidigungsrat HVO) teilnahmen, von denen 11.000 dem Kroatischen Verteidigungsrat (HVO) angehörten. Ich habe diese Leute geführt, sie aus drei Korpsbereichen zusammengesetzt, bestehend aus drei Brigaden des Kroatischen Verteidigungsrates. Der Befehlshaber der gesamten, kroatischen Streitkräfte war General Ante Gotovina. Die vierte Brigade des Kroatischen Verteidigungsrates (HVO), die Söhne von Posavina, war im bosnischen Posavina stationiert, wo sie die Angriffe der serbischen Kräfte zurückschlugen. Nach der Unterzeichnung des Abkommens von Dayton hielt der Kroatische Verteidigungsrat 51% des heutigen Gebietes der Föderation Bosnien und Herzegowina. Die Kämpfe in Bosnien und Herzegowina dauerten mehr als drei Jahre, von den ersten Kriegshandlungen am 03. April 1992 auf Kupres bis zum 19.10.1995, als im Bočac über Mrkonjić Grad die letzten kroatischen Soldaten aus der zweiten Brigade des Kroatischen Verteidigungsrates ums Leben gekommen waren. Das war zwei Monate nach der Militäroperation Oluja.
FeniX: Haben alle Mitglieder des Kroatischen Verteidigungsrates ihr Recht auf die kroatische Pension erworben? „Nein. Obwohl sie für Kroatien und auf kroatischen Kriegsfeldern gekämpft haben, erhalten heutzutage nur 6.225 Mitglieder des Kroatischen Verteidigungsrates den Pensionsbescheid in zweiter Instanz. Das sind die Familien der ums Leben gekommenen Soldaten und Schwerverletzten. Im Unterschied zu den Angehörigen der kroatischen Armee haben die Angehörigen des kroatischen Verteidigungsrates kein Recht auf die medizinische Versorgung. Bei der Wohnungsfrage wird ihnen nicht geholfen und auch auf andere Vorteile, die die Angehörigen der kroatischen Armee genießen, wie zum Beispiel die Subventionen für Kinder, werden verwehrt. Mitglieder des Kroatischen Verteidigungsrats können auch keine Rechte aufgrund von Erkrankungen geltend machen, wie z.B. die Behandlung posttraumatischer Belastungsstörungen als Folge des Kriegs.“
FeniX: Was denken Sie über das vor kurzem veröffentlichte Register der kroatischen Verteidiger? „Wenn man die Revision der Anerkennung des Status eines Verteidigers, seiner Pensionen und dem Grad der Invalidität durchführen wollte, sollte man dies im Geheimen machen. Die Kommission, die aus Befehlshabern bestehen würde, müsste die Statusfragen und die Umstände der Verletzung für jeden einzelnen Soldaten überprüfen. Wenn schon das Verzeichnis der kroatischen Verteidiger veröffentlicht wird, warum veröffentlicht der Staat auch kein Verzeichnis der Mitglieder der Armee der sog. SAO-Krajina, der JNA (Jugoslawischen Volksarmee) und anderer serbischen Freiwilliger, die den Angriff auf Kroatien verübt haben? Viele von ihnen sind aus Serbien nach Kroatien zurückgekehrt und leben in den von kroatischen Steuerzahlern bezahlten Wohnungen. Warum wird kein Verzeichnis der Mitglieder des jugoslawischen geheimen Staatssicherheitsdienstes (UDBA) und des Militärdienstes für Gegenaufklärung (KOS) veröffentlicht? Warum wird nicht gegen die ermittelt, die Verbrechen im Kommunismus verübt haben? Wieso werden in Kroatien keine Auftraggeber und Verantwortliche für die Ermordung kroatischer Emigranten in Deutschland und anderen Ländern gerichtlich verfolgt?“
FeniX: Wie sehen Sie die momentane Situation? „In der Staatsregierung, den Medien, dem Gerichtswesen und den Nichtregierungsorganisationen sitzen immer noch die jugoslawischen Nationalisten und Mitglieder von UDBA und KOS. Da sich der Großteil der Archive der Geheimdienste in Belgrad befindet, sind manche von ihnen erpresst und stellen somit immer noch eine Gefahr für die nationale Sicherheit Kroatiens dar. Sie haben klare Ziele. Erstens die Kriminalisierung des kroatischen Verteidigungskrieges, dann die Umwandlung des kroatischen Staates in eine Art ‘Kroslawien’, sowie seine Einbindung in den westlichen Balkan. Dieses ‘trojanische Pferd’ will massiv Morde, Zwangsnationalisierung sowie die bis zum Zerfall Jugoslawiens verübte Wirtschaftskriminalität amnestieren und verschleiern. Dass sie jetzt auch die Kirche aus dem gesellschaftlichen Leben Kroatiens vertreiben wollen, sieht man an der Einführung der Sexualerziehung in die Schulen.“
FeniX: Wie sehen Sie als Emigrant, dessen Familie unter der Last der Vertreibung im kommunistischen Regime nach Kanada auswanderte, das gegenwärtige Verhältnis der Regierung zu den kroatischen Auswanderern? „Keine Staatsregierung würde erlauben, dass für seine Millionen Auswanderer auch nur drei Vertreter im kroatischen Parlament sitzen, während nationale Minderheiten doppelt so viele Vertreter stellen dürfen. Obwohl Kroaten, die außerhalb Kroatiens leben, mit ihren Kenntnissen, Erfahrungen und ihrer Wirtschaftsleistung eine treibende Kraft Kroatiens sein könnten, sind sie heutzutage in der Heimat an den Rand gedrängt und werden ausgegrenzt. Während selbst Entwicklungsländer ihren Staatsbürgern die im Ausland leben Stimmverfahren per Fernschreiben ermöglicht haben, waren sich die vorherige und gegenwärtige Regierung einig, dies den kroatischen Staatsbürgern, die außerhalb Kroatiens leben, zu verweigern.“
FeniX: Was ist, Ihrer Meinung nach, der Ausweg aus dieser Situation? „Ja, den gibt es, aber nur wenn eine konstituierende Partei an die Macht kommt, die das Land vereinigen und eine Brücke zwischen den ausgewanderten und den im Land gebliebenen Kroaten bauen kann. Solange in Kroatien die alten kommunistischen Seilschaften noch existieren, wird es zu keiner Versöhnung innerhalb des kroatischen nationalen Wesens kommen. Versöhnung ohne Wahrheit und Gerechtigkeit bleibt nur eine Illusion.“