Die Deutsche Bahn muss jedes Jahr Entschädigungen in Millionenhöhe zahlen, weil Züge unpünktlich waren oder ganz ausfielen. Der aktuelle Streik lässt schon jetzt für 2024 keine Senkung erwarten.
Unter anderem aufgrund von vier Warnstreiks hat die Bahn im vergangenen Jahr Entschädigungen in Rekordhöhe an die Fahrgäste zahlen müssen. Der bundeseigene Konzern bearbeitete 2023 5,6 Millionen Entschädigungsanträge und zahlte den Kundinnen und Kunden insgesamt 132,8 Millionen Euro, wie ein Bahn-Sprecher der Deutschen Presse-Agentur auf Anfrage mitteilte. Der Sprung ist gewaltig: 2022 wurden 92,7 Millionen Euro ausgezahlt. Auch das war damals ein Rekordwert, laut Deutsche Presse-Agentur (dpa).
Neben den Warnstreiks nannte die Bahn zur Begründung eine im Vergleich zum Vorjahr deutlich gestiegenen Zahl an Reisenden, eine Rekordzahl an kurzfristigen Baustellen und die Wintereinbrüche im Dezember. Die Bahn erstattet für Verspätungen ab einer Stunde ein Viertel des Fahrpreises, ab zwei Stunden die Hälfte. 2023 war die Deutsche Bahn so unpünktlich unterwegs wie lange nicht: Lediglich 64 Prozent der Fernverkehrshalte wurden rechtzeitig erreicht – also mit weniger als 6 Minuten Verspätung.
Bei Zugausfällen infolge von Streiks oder Warnstreiks können sich Fahrgäste den gesamten Ticketpreis zurückholen. 2023 wurde die Deutsche Bahn viermal bestreikt, je zweimal von der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft EVG und der Lokführergewerkschaft GDL.
Ein DB-Sprecher betonte, dass Bahnreisende von den großzügigsten Regelungen aller Verkehrsmittel profitierten. «Richtig ist aber auch: Es fehlt ein dreistelliger Millionenbetrag, der für die dringend notwendigen Investitionen in die Modernisierung der Eisenbahn in Deutschland gebraucht wird», sagte der Sprecher. «Nur so können wir die Pünktlichkeit unserer Züge nachhaltig verbessern.»
Laut DB wurden rund 65 Prozent der Entschädigungsanträge über die Webseite bahn.de oder die App DB Navigator eingereicht. 2022 lag der Anteil noch bei rund 60 Prozent. Digitale Entschädigungsanträge gibt es bei der Bahn seit 2021.
Fenix-magazin/SIM/dpa