Betreuungs-Flatrate
Menschen lieben Flatrates. Eine Flatrate vermittelt das sichere Gefühl, zu einem festen (vermeintlich) günstigen Preis rundum gut versorgt zu sein, ohne ständig an die Schlussrechnung denken zu müssen. Wer unbegrenzt mobil telefonieren und surfen möchte, der kommt heutzutage gar nicht mehr um sie herum. Und weil sie so gut ankommt, will sich die Flatrate nun auch im Taxi-Gewerbe durchsetzen. Mit einer Taxi-Flatrate innerhalb von Städten will ein Unternehmer noch in diesem Jahr das Taxigeschäft in Deutschland revolutionieren. Wer möchte sich nicht bequem im Taxi- Sitz zurücklehnen, ohne im Hintergrund ständig den Taxameter ticken zu hören? Eine (ent)spannende Alternative zu Car-Sharing oder den Fahrradmietstationen, wo Mietfahrräder abgeholt und wieder abgestellt werden können. Der Gestaltung persönlicher Mobilität sollen keine Grenzen gesetzt werden – in einer Zeit, in der jede Minute Geld wert ist. Eltern von kleinen Kindern sind hinsichtlich der Mobilitätsanforderungen unserer Zeit zu besonders großer Kreativität aufgefordert. Viele pendeln täglich – völlig gerädert – zwischen Beruf und Familie hin und her. Der Bedarf an Kinderbetreuung wächst, letztere weitet sich zunehmend zu einer „Von-morgensbis- abends“-Betreuung aus, immer neue Kinder-Förderkurse runden das bunte Betreuungsprogramm ab. Vielleicht ist auch hier der nächste Schritt eine Betreuungs-Flatrate? Ein Rund-um-die-Uhr-Sorglos-Paket, damit berufstätige Eltern mal in Ruhe einkaufen und auch Familie und Freunde besuchen können – ohne Klotz am Bein? Doch könnte diese Art der No-Limit- Betreuung nicht auch zu einem unkontrollierten und maßlosen (Konsum-) Verhalten führen? Und was würden die Kinder davon halten, wenn ihre Eltern sie bei so viel Betreuung außer Haus irgendwann gar nicht mehr abholten? Dann hieße es zum Schluss noch: Menschen lieben Flatrates, Kinder nicht.